Die Weltcup-Saison rückt mit Riesenschritten näher, und ihr könnt euch kaum vorstellen, wie sehr ich mich auf die ersten Rennen freue. Hinter mir liegt ein zum Glück völlig verletzungsfreier Sommer, in dem ich in aller Ruhe Vergangenes aufarbeiten, mich prächtig erholen und dann mit ganz neuem Schwung auf kommende Aufgaben vorbereiten konnte.
Gerade die zuletzt perfekten Trainingsbedingungen im argentinischen Ushuaia – Luftlinie fast 13.500 km von Göfis entfernt! – machen mich zuversichtlich. Die Verantwortlichen im ÖSV haben wirklich alles daran gesetzt, uns eine perfekte Vorbereitung auf den Winter zu ermöglichen. Ich bin körperlich topfit, mein Vertrauen in den Trainerstab unseres Teams um Roland Assinger, Klaus Mayrhofer, Alex Berthold, Robert Berger, unsere Physiotherapeutin Elisa Hauser und meinen Servicemann Tom Gstrein könnte größer nicht sein – ich werde euch noch ausführlicher berichten.
Heute aber geht es um etwas ganz Anderes, das mich und meine Familie seit geraumer Zeit doch erheblich belastet. Immer wieder war die Rolle meiner Mama Herlinde Thema in den Medien, ohne dass wir darauf großen Einfluss hätten nehmen können. Deshalb haben wir uns entschlossen, den Umbruch, der in diesem Sommer auf verschiedenen Ebenen stattgefunden hat, auch für eine Klarstellung in dieser Angelegenheit zu nützen.
Was wären Spitzensportler ohne ihre Eltern ?
Für mich ist die Antwort ganz einfach – meine Erfolge wären ohne Mama Herlinde und Papa Thomas nicht denkbar. Und ich bin mir sicher, das gilt für fast alle Sportlerinnen und Sportler, gerade im absoluten Spitzenbereich. Meine Eltern waren es, die mich mit drei Jahren auf die Schi gestellt und ihre Begeisterung für diesen Sport auf mich übertragen haben. Mama und Papa haben alles finanziert, mich zu den Trainings und Rennen gefahren, spätabends oder frühmorgens meine Schi präpariert, über all die Jahre den schwierigen Spagat zwischen Rennsport und Schule mit großem Einsatz und vielen Entbehrungen möglich gemacht.
Jede(r) weiß es: Wenn die Eltern keine Motivation verspüren – und es gibt immer mehr, die sich und ihrer Familie den Spitzensport nicht antun wollen – , fällt das Sportsystem, so wie es derzeit funktioniert, in sich zusammen. Mir war das immer schon bewusst, jedenfalls für meine persönliche Karriere. Besonders deutlich in den letzten Monaten, als ich miterleben musste, wie sehr gerade meine Mutter unter Kommentaren zu ihrer Rolle gelitten hat.
Was war die Aufgabe meiner Mutter ?
Ich habe es nie für notwendig gehalten, das genauer zu erklären. Aber es sind Bilder und Vergleiche entstanden, die so einfach nicht stimmen, weil jedes System für sich steht. Die Mutter von Mikaela Shiffrin, der Vater von Marcel Hirscher – faszinierende und höchst erfolgreiche Geschichten, aber mit uns in keinster Weise vergleichbar. Meine Mama hat sich mit ihrer Unterstützung ausschließlich auf den organisatorischen Bereich konzentriert, um mir den Rücken freizuhalten für alles, was mich sportlich fordert und weiterbringt. Das beginnt bei Vorbereitungsarbeiten zu Hause, geht weiter über die Organisation von Terminen und Transporten bis hin zu Ernährungsfragen … die Liste ist endlos lang. Und überall lauern im Alltag von Spitzensportlern Energiefresser, die sich negativ auf den sportlichen Erfolg auswirken können.
Deshalb bin ich meinen Eltern (Papa Thomas unterstützt mich in allen technischen Belangen wie IT-Administration, Büroorganisation, Aufbau und Gestaltung meiner Homepage, uvm.) sehr dankbar für alles, was sie in mehr als 20 Jahren für meinen Erfolg getan haben und bis heute mit großer Freude tun.
Und wie geht es weiter ?
Wir wollten, wie schon erwähnt, den großen Umbruch dieses Sommers nützen, um auch unser System in der Familie neu zu organisieren. Dabei hat uns sehr geholfen, dass seitens des ÖSV die Abläufe durch Veränderungen im Trainer- und Betreuerstab optimiert wurden. Das wird sich vor allem in der Wettkampfzeit mit Sicherheit positiv auswirken, davon bin ich überzeugt.
Meine Mama wird an den Weltcup-Schauplätzen nicht mehr präsent sein, es sei denn als Daumendrückerin inmitten hoffentlich vieler Fans. Das kann für mich die eine oder andere organisatorische Herausforderung zur Folge haben. Aber es ist auch ein wichtiger Schritt, der Druck von unserer Familie wegnimmt und mir neue Herangehensweisen möglich macht.