Nach meiner super Saison 20/21, dem tollen Saisonende 21/22 mit der Slalom-Silbermedaille bei Olympia in Peking und dem Slalom Weltcup Sieg in Are im März 22 fühlte ich mich richtig wohl. Ich hoffte, eine Saison 22/23 abseits jeglicher Covideinschränkungen erleben zu können – eben eine normale Saison – wie wir es vor all den Einschränkungen gewohnt waren.
Doch es kam anders. Bereits im Finale in Méribel erfuhr ich, dass mit Christian Mitter der Damencheftrainer den ÖSV verlassen würde. Dies war gleichzeitig auch der Beginn zahlreicher Personaländerungen im ÖSV und bedeutete letztlich, dass unsere Trainingsgruppe mit komplett neuer Besetzung von Trainer, Gruppenleiter, Cheftrainer, sportlichem Leiter und Physio für die Saison 22/23 aufgestellt werden musste.
Doch nicht genug, dass sich der Trainerstab änderte. Mit Toni Gigers Wechsel vom Leiter des ÖSV-Kompetenzzentrums zu Red Bull, verließ auch der Chef der Serviceleute, Edi Unterberger, den ÖSV. Auch mein Servicemann Raphael Hudler, mit dem ich eine super Zusammenarbeit pflegte, wurde von Van Deer abgeworben.
Es fühlte sich für mich sehr schwer an. Es war auf einen Schlag niemand mehr als Ansprechperson da, der die letzten Jahre im ÖSV miterlebte. Dass dies eine enorme Herausforderung sein wird, war mir bewusst. Ausgerechnet an meinem Geburtstag am 1. April 2022 wurde bei einer ÖSV-Sitzung in Salzburg vereinbart, dass Livio Magoni (den ich bis dahin nur als Trainer von Petra Vlhova und Meta Hrovat kannte) als bekannter Erfolgstrainer in unsere Trainingsmannschaft kommen würde und neben den anderen Athletinnen hauptverantwortlich für mich da sein werde. Das neu zusammengesetzte Trainingsteam musste sich zusammenfinden. Als ungeduldiger Mensch, der ich bin, war diese Zeit für mich nicht leicht.
Weder in den Trainingseinheiten im Spätfrühling noch beim Überseetraining im Sommer verspürte ich eine Befriedigung für mich. Wir hatten enorm viele Trainingseinheiten, doch die Trainings fühlten sich für mich nicht stimmig an. Auch den anderen Athletinnen schien es so zu gehen. Die Stimmung in unserer Mannschaft war angespannt, was die ganze Situation noch verschlimmerte und nicht bessern wollte.
Kommunikations-, Auffassungs- und Verständigungsschwierigkeiten führten dazu, dass Livio Magoni am 21. Jänner 2023 die Zusammenarbeit mit dem ÖSV beendete. Es gab keinen Ersatztrainer und unsere Mannschaft hatte bis Saisonende mit einem Trainer weniger auszukommen. Ich sollte verstärkt ins Team eingegliedert werden – was ich eigentlich bereits davor immer war.
Was die Leistungen betraf, startete ich nach der Rennabsage in Sölden in die Weltcupsaison mit zwei Slalomrennen in Levi am 19. November 2022. Der 1. Lauf verlief nicht optimal und nach der 4. Laufzeit im zweiten Lauf beendete ich das Rennen auf dem 11. Platz. Nicht viel besser lief es am zweiten Tag. Nach einem 8. Platz im 1. Lauf, konnte ich mich im 2. Lauf nicht mehr verbessern und beendete das Rennen auf dem 8. Platz. Bereits jetzt hagelte es in den Medien Kritik an meiner Leistung, was sich noch verstärken sollte.
Im Weltcup ging es für mich weiter zu den Riesentorlaufrennen nach Killington (USA). Am 26. Nov. konnte ich nach zwei soliden Läufen den Riesentorlaufbewerb mit dem 5. Platz beenden. Am 2. Tag lag ich nach dem 1. Lauf (Slalom) auf Platz 3, konnte dann aber im 2 Durchgang das Ziel leider nicht erreichen. Die Rennen in Sestriere, Zagreb und Kranjska Gora liefen nicht nach Wunsch.
Am 10. Jänner 2023, beim Nachtslalom in Flachau, kam ich beim 1. Lauf nicht über den 8. Rang hinaus und auch der 2. Lauf lief nicht nach meiner Vorstellung. Ich konnte das Rennen dennoch auf dem 6. Platz beenden und das sollte für diese Saison mein bestes Slalomergebnis bleiben.
Da unsere gesamte Trainingsgruppe mit enormen Leistungseinbrüchen konfrontiert war, gelangten wir in der Öffentlichkeit zunehmend unter Druck und es wurde immer schwieriger, auf die vielen Fragen der Reporter zu antworten. Anfang Februar wurde mir vom Verband Mathias Berthold als mentale Unterstützung für die am 14. Februar 2023 beginnende Weltmeisterschaft zur Seite gestellt. Doch die erhoffte Trendwende mit besseren Ergebnissen stellte sich in so kurzer Zeit nicht ein. So waren sowohl die Weltmeisterschaft als auch die restlichen Weltcup Rennen eine schwierige, aber lehrreiche und erfahrungsreiche Zeit für mich.
Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bedanken für alle Unterstützungen für und in der Saison 22/23:
- Beim gesamten Trainer/Betreuerteam für euren großartigen Einsatz und dass ihr immer wieder aufs
Neue euer Bestes gebt. DANKE - Bei allen Sponsoren, Ausrüsterfirmen, Partnern, Unterstützern und Förderer, ohne eure Unterstützung könnte ich meinen Traum als Profisportlerin nicht leben. DANKE
- Bei allen liebevollen Menschen, die mir auf den sozialen Netzwerken, in persönlichen Schreiben oder mündlich mit guten Worten, Gedanken und Gebeten wertvolle Unterstützung geben. DANKE
Unmittelbar nach dem letzten Weltcuprennen in Soldeu machte mir eine Fersenentzündung ein weiteres Skifahren unmöglich und ich verstand, dass ich Erholung brauchte. Nach einer Woche Urlaub außer Landes, gab es bereits die Neuigkeiten, dass unsere Trainingsgruppe in der kommenden Saison 23/24 wiederum mit einem komplett neuen Trainerteam besetzt wird. Außerdem erfuhr ich, dass auch mein Servicemann ausgetauscht wird.
Als Gruppencheftrainer ist Klaus Mayrhofer für unsere Technik-Trainingsgruppe verantwortlich. Ein ehemaliger Landestrainer konnte als Co-Trainer und als Hauptverantwortlicher für mich gewonnen werden. Mein „neuer“ Servicemann ist mir als unmittelbarer Vorgänger von Raphael Hudler bekannt. Gemeinsam hatten wir bereits einige Trainingstage auf Schnee, bei denen ich wieder ein gutes Gefühl aufbauen konnte, und Spaß an meiner Weiterentwicklung hatte.
Gespannt blicke ich auf alles Kommende in der neuen Saison. Ich freue mich riesig und bin dankbar den Weg als Skirennläuferin weiter gehen zu können und gemeinsam mit meinem Team mit Begeisterung und Spaß an meinen Zielen zu arbeiten.
Ganz herzlichen DANK EUCH ALLEN, die ihr in mich vertraut und mich auf unterschiedlichste Weise immer und immer wieder unterstützt. DANKE
In diesem Sinne, bis bald, eure Katharina