Mit dem schon traditionellen Riesentorlauf in Sölden am 23. Oktober 2021 startete ich nach einer sehr erfolgreichen Vorsaison in die neue Saison. Mit einem 4. Platz konnte ich erfreulicherweise mein bisher bestes Endresultat am Rettenbachferner erzielen.
Umso mehr habe ich mich dann auf das Heimrennen in Lech/ Zürs gefreut. Leider ging es mir gesundheitlich ein paar Tage vor dem Rennen nicht so gut und ich war mir nicht sicher ob ich überhaupt das Rennen bestreiten kann. Da ich natürlich wusste, dass mich sehr viele Zuschauer im Ländle anfeuern werden, war es mir aber wichtig, bei diesem Rennen dabei sein zu können. Mit 2 guten Qualifikationsläufen am Vormittag konnte ich mich für den Finalbewerb am Abend qualifizieren.
Auch die ersten Slalomrennen in Levi waren immer noch von meiner Erkältung betroffen, weshalb ich mit den Rängen 6 und 8 noch ganz zufrieden sein konnte. Im Anschluss ging es gleich weiter nach Killington (USA). Mit einem 4. Rang war ich ganz knapp an den Podestplätzen dran. Vor allem habe ich aber in Killington schätzen gelernt, was es heißt in der aktuellen Covid Pandemie Rennen fahren zu dürfen.
Schon wenige Tage später hat das Coronavirus dann aber auch mich erwischt. Statt zur Anreise nach Courchevel (FRA) musste ich mich in Covid Quarantäne begeben. Obwohl mein CT-Wert weit unter der für eine Entlassung aus der Quarantäne geforderten Marke lag, organisierte mein Trainer Armin Triendl zusammen mit meinem Servicemann Raphael Hudler am 26. Dezember ein Slalom-Training in Lech/Zürs. Es sollte der einzig noch mögliche Trainingstag auf Schnee vor den beiden Rennen am 27. und 28. Dezember in Lienz sein. Was niemand für möglich hielt, traf dann doch ein und ich konnte mit großer Freude kurz nach 8 Uhr in der Früh mein Betreuerteam informieren, dass wir das Training planmäßig umsetzen können. Am darauffolgenden Tag erwies sich dann der Riesenslalom als große Herausforderung und gesundheitliche Probe. Dennoch habe ich zu keiner Zeit daran gedacht, dieses Rennen nicht zu bestreiten oder nach dem 1 DG aufzugeben. Umso mehr konnte ich am nächsten Tag im Slalom meine Kräfte bündeln und mit einem 2. Platz in Lienz ein absolutes Top-Ergebnis kurz nach meiner Coronaerkrankung erzielen.
Weiter ging es dann nach Neujahr mit einem 3. Platz in Zagreb, einer meiner Lieblings-Rennorte.
Turbulent gestaltete sich die Zeit vor Olympia. Der plötzliche Tod meines Opas zu Neujahr war so schnell nicht zu vergessen. Ich fühlte mich teilweise fit, dann fehlte mir aber wieder meine Energie, die ich für eine gute Vorbereitung auf Olympia so dringend brauchte. In Peking angekommen, gestalteten sich dann all die strikten Corona Bestimmungen schon fast zur Ruhe-Oase. Ich freute mich riesig auf die bevorstehenden Events, speziell auf den Olympia-Slalom. Als Allererste eröffnete ich bei der Hangbefahrung am Vortag des Riesenslaloms die neue Piste. Was die Abstimmung der Ski betraf, gestaltete sich der Schnee wie erwartet herausfordernd, doch zusammen mit meiner Skifirma Rossignol und meinem Servicemann Raphi konnte ich eine sehr gute Abstimmung finden. Eine weitere Herausforderung war dann noch, dass sich die Trainings- und Rennstrecke total unterschiedlich entwickelte. Den 15. Rang im Riesenslalom wusste ich nach den durch Cornona versäumten Rennen sowie meinem Trainingsrückstand entsprechend einzuordnen und diesem Ergebnis nicht allzu viel Beachtung zu schenken. Ab nun volle Konzentration auf den Slalom. Nach einem passablen ersten Lauf mit Zwischenrang 7 wusste ich, dass ich im 2. Lauf nochmal einen Gang zulegen musste. Es gelang mir am Tag der großen Entscheidung für den 2. Durchgang meine ganze Stärke, Kraft und Energie zusammen mit meinem Team und meinem Opa in meinem Herzen abzurufen. Im Ziel galt es dann lange zu warten, bis endlich das Ergebnis feststand. Mit Freudentränen in den Augen habe ich nach und nach realisiert, dass ich die Silbermedaille gewonnen habe. Beim Verlassen des Zielraumes freute ich mich noch riesig über die Live-Zuschaltung aus meiner Heimat, wo ich meiner Familie, meinen Freunden, und den Kathi-Fans zuwinken konnte.
Die darauffolgenden zwei Tage habe ich mehr oder weniger in meinem Zimmer verbracht. Ich musste meine Energiezellen wieder aufladen, schrieb ein paar Postkarten nach Hause, und war einfach sehr dankbar, dies alles hier so erleben zu können. Dennoch gingen die Vorbereitungen für den TeamEvent weiter. Meine Gedanken an diesen Event bei den letzten Olympischen Spiele waren durchaus positiv. Ich hatte sehr viel Spaß gemeinsam mit dem Team dieses Rennen zu fahren. Als dann am Renntag nach langem Warten aufgrund des starken Windes das Rennen auf den nächsten Tag verlegt werden musste, lernten wir alle die eisige Kälte Chinas kennen. Die einzelnen Duelle am Renntag machten mir sehr viel Spaß. Als dann feststand, dass unser Team entweder die Silber- oder die Goldmedaille gewinnen würde, spürte ich, mit wieviel Willenskraft mein Herz für Gold schlug. Nachdem ich von meinem Teamkollegen Johannes Strolz auch noch seine Jacke für die Fahrt hinauf zum Start geliehen bekommen habe, wusste ich, dass ich nicht nur für mich sondern für mein ganzes Team, und für ganz Österreich performen musste. Gemeinsam mit meinem Team auf dem Siegerpodest zu stehen und sich gegenseitig die Goldmedaille umhängen zu dürfen war ganz besonders schön. Auf dem Weg zur Closing Cérémonie sangen wir dann noch im Bus das Lied „Best of Us“, welches perfekt zum Team Event passte.
In Österreich angekommen, gings umgehend zur Medaillenfeier in die Hofburg. Auch daheim in Göfis wurde ich von vielen Menschen auf dem Dorfplatz empfangen. Ich freute mich riesig. Herzlichen Dank allen fürs Kommen und Mitfeiern!
Noch war die Saison nicht zu Ende. Es ging weiter mit einem Riesenslalom in der Lenzerheide, bei dem ich mich besonders über viele Zuschauer aus meiner Heimat freute, und mit einem 6. Platz auch im Riesenslalom wieder einmal aufzeigen konnte.
Mit ARE (SWE) stand dann noch eines meiner Lieblingsweltcuporte am Programm. Ich freute mich riesig, meine Slalomstärke im Norden perfekt umsetzen zu können und so wie im Vorjahr mit einem Sieg noch kurz vor dem Finale in Meribel auch meinen ersten Saisonsieg erzielen zu können.
Das Weltcupfinale fand dann in Meribel/Courchevel (FRA) statt. Dies ist jener Ort, an dem in der kommenden Saison die alpinen Weltmeisterschaften stattfinden werden. Für diese Bewerbe habe ich mir eine große Portion Verbesserungspotential aufbewahrt. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon sehr nächstes Jahr wieder hierher kommen zu können.
Abschließend darf ich meinen großen Dank meinen Sponsoren, Ausrüstern und Wegbegleitern sowie allen die mich tatkräftig unterstützt haben, aussprechen. Mein spezieller Dank gilt meinem gesamten Trainerteam, allen voran Armin Triendl, meinem Servicemann Raphael Hudler, meinem Konditionstrainer Anton Beretzki sowie meiner Physiotherapeutin Isabelle Heim. Bedanken möchte ich mich auch noch bei Toni Giger, Christian Mitter, Hannes Zöchling und Edi Unterberger – sie alle haben unterstützend und wegweisend an meinen Erfolgen in den letzten Jahren mitgewirkt. Allen darf ich für ihre weitere Zukunft Alles Gute wünschen!
Bereits heute freue ich mich auf das Kommende in der neuen Saison. Mein komplett neues Betreuerteam, mit Skitrainer Livio Magoni, Servicemann Milos Machytka, Konditionstrainer Giampi Mutti sowie meiner Mama, die mich als Personal Assistant unterstützend im Winter zu den Weltcuprennen begleiten wird.
Nun ist es Zeit für die Vorbereitungen auf die neue Saison. Ich wünsche euch eine schöne Sommerzeit und hoffe, dass ihr mir alle auch im kommenden Winter wieder live vor Ort oder zuhause vor den Fernsehschirmen die Daumen drückt.
Bis bald, eure Katharina