Dass ich als zweifache Weltmeisterin und Bronzemedaillen-Gewinnerin von der WM in Cortina nach Vorarlberg zurückkehren würde, damit haben wohl nur die kühnsten Optimisten gerechnet. Dabei stand die WM-Austragung in Cortina d’Ampezzo bis zuletzt aufgrund der Covid-19-Pandemie auf der Kippe und der WM-Auftakt musste witterungsbedingt mehrfach verschoben werden. Das dicht gedrängte Programm führte schliesslich dazu, dass ich vier Rennen in fünf Tagen zu absolvieren hatte. An der WM-Premiere des Parallelbewerbes am Dienstag konnte ich meine erste Goldmedaille gewinnen. Es folgte die Bronzemedaille im Riesentorlauf am Donnerstag und die Krönung mit dem Weltmeistertitel im abschliessenden Slalom am Samstag. Meine drei Medaillen trugen dabei zur hervorragenden ÖSV-Teamleistung mit Rang 1 im WM-Medaillenspiegel bei. Ich habe so viel und so hart auf diese Erfolge hingearbeitet. Umso grösser waren meine Freude und die Befriedigung, dass sich dies letztlich auch sportlich ausgezahlt hat.
Parallelwettbewerb: Gold an der WM-Premiere
Nach der erfolgreichen Qualifikation für die Finalläufe des Parallelbewerbes war ich erleichtert. Der erfolgreiche Rennverlauf im Achtel-, Viertel- und Halbfinale führte mich schließlich bis in den Finallauf, den ich zeitgleich mit Martha Bassino beendete. Nach einer kurzen Unklarheit bezüglich des FIS-Reglements stand ich gemeinsam mit Martha als Weltmeisterin fest. Mit Martha, einer Italienerin, in ihrer Heimat Gold zu gewinnen, dies fühlte sich einfach nur großartig an! Für mich war dies die erste Einzelmedaille an einer Weltmeisterschaft, nach Team-Silber 2019 in Aare.
Bronzemedaille im Riesentorlauf
Den Riesentorlauf zwei Tage später bestritt ich auf Material, das ich noch nie bei solchen Verhältnissen gefahren bin und zuvor erst bei zwei Trainingseinheiten auf der Reiteralm testen konnte. Nach dem ersten Lauf lag ich noch auf Rang 4. Mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang und einem Rückstand von 0.09 Sekunden auf die Weltmeisterin Lara Gut-Behrami sicherte ich mir schließlich die Bronzemedaille.
Weltmeisterin im Slalom
Am Tag danach fiel das Startnummer-Los mit der Nr. 1 auf mich. Somit stand fest, dass ich als erste Läuferin auf dieser neuen Piste den WM-Slalom eröffnen werde. Für den Slalom in Cortina brannte mein Herz. Darauf habe ich hingearbeitet. In diesem Rennen hatte ich mir im Vorfeld am meisten Chancen ausgerechnet.
Das Rennen begann für mich mit einem sehr guten ersten Lauf. Es sollte schließlich die beste Laufzeit werden, mit einem Vorsprung von 0,3 sec. Somit stand ich vor der nächsten Herausforderung: Zum ersten Mal bestritt ich an einer Weltmeisterschaft oder an einem Weltcup-Rennen als Führende des ersten Laufs den zweiten Durchgang und stand als Letzte im Starthaus. Mit einer weiteren Laufbestzeit und einem Vorsprung von einer Sekunde auf die Zweitplatzierte Petra Vlhova konnte ich meine Leistung optimal abrufen. Mit dem Weltmeistertitel im Slalom wurde mein Traum Wirklichkeit! Nicht nur stand ich zwischen Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin zum ersten Mal auf einem WM-Slalom-Podest, sondern gar noch als Siegerin.
Obwohl bis auf wenige Ehrengäste kein Publikum an den Rennen anwesend war, verspürte ich große Dankbarkeit gegenüber meiner Familie, Verwandten, Bekannten, den unzähligen Freunden und Fans, die die Rennen an den Bildschirmen verfolgten und mir fest die Daumen drückten.
Auch im Rückblick fühlt es sich noch immer an wie ein großes Geschenk, was ich in Cortina erleben durfte. Danke!
Eure Katharina